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Category: Story

Für sie lebe ich weiter …

News aus Entasekera zum 4. Todestag von „Daktari Maria“

 

Am 21.Mai 2021 jährt sich nun zum 4. Mal der Todestag von Dr. Maria Schiestl. So ziehen die Jahre ins Land und so wie überall werden die Aufgaben und Herausforderungen auch in Entasekera nicht weniger. Schon gar nicht in dieser für uns alle so herausfordernden Zeit. „Wie wäre wohl Maria mit dieser Pandemie in ihrem Gesundheitszentrum umgegangen, welche Maßnahmen hätte sie wohl gesetzt?“

Diese Fragen haben wir uns schon des Öfteren gestellt. Tatsache ist, dass das medizinische Personal um Dr. Ishaia Mootian vor Ort ihre Sache unter diesen Umständen gut macht. Auch die medizinische Betreuung in den Außenstationen wurde und wird weiter, wenn auch etwas erschwert, durchgeführt.

Leider gibt es jedoch durch die aktuelle Situation in der keniatischen Regierung derzeit kein großes Weiterkommen mit den Verhandlungen bezüglich der Übernahme des Heath Centers und der damit von Daktari Maria so angestrebten Aufnahme desselbigen in das Gesundheitssys-tem des Landes.

Ein wichtiger Teil von „Marias Erbe“ sind nach wie vor die Frauenseminare, die zur Zeit als Outdoor Veranstaltungen im kleineren Rahmen weiter geführt werden. Dazu gehört auch die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung für Gesundheitsvorsorge mit all ihren Bereichen wie Hygiene, etc., die zeitgleich bei diesen sogenannten Mobile Clinics durchgeführt werden.

Wir können zur Zeit als „Sterntaler Gemeinde“ nur aus der Ferne unseren Beitrag leisten und gemeinsam mit  unseren verlässlichen Partnern wie „Sei So FREI“, dem Land Tirol, Brita Wulfekammer und MMg Matthias Daninger im Rahmen von Videokonferenzen dazu beitragen, dass die Kommunikation
aufrecht bleibt und „Marias Weg“ in Entasekera weiterhin auf Schiene bleibt.

Britta Wulfekammer, die nach wie vor unsere Agenden für „Sterntaler“ in Entasekera vertritt, hat uns kürzlich über die aktuelle Situation berichtet:

„Was hat sich im letzten Jahr getan?  Ende Februar erwischte uns auch hier die Covid-Welle mit voller Wucht. Die Positiv-Rate schoss beinahe über Nacht von 4% auf über 20% der Getesteten. In Hotspots wie Nairobi sogar bis 50% . Die mangelnde Kapazität der Krankenhäuser brachte uns hier in einen argen Notstand. Nicht unbedingt fachlich, sondern räumlich. Es gibt im ganzen Land nur ca. 500 ICU Betten bei knapp 50 Millionen Bevölkerung! Ein Großteil davon in Nairobi mit einer Bevölkerung von 3 Mio.

Aber auch hier zeigte sich wieder das unglaubliche Kreativitätspotential und die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung, die aus der Not eine Tugend macht. Dazu muss ich sagen, dass eine eher moderate Regelung von Vorschriften die Umsetzung durchaus erleichterte. So bot sich ein Großindustrieller an, seine Produktion kurzfristig einzustellen, um Sauerstoff zu produzieren. Auf Grund mangelnder Krankenhausbetten und Zimmern wurde ein „Haus-Betreuungssys-tem“ installiert und die Patienten zu Hause mit Sauerstoff versorgt.
Mitte März wurde dann auch überraschend schnell im Auftrag der Regierung die Impfung mit Astra-Zeneca ausgerollt. Ähnlich wie im Westen wurden im 1. Teil zunächst Lehrer, Frontline Worker, Polizisten sowie Hoch-Risiko-Personen geimpft. Im Gegensatz zu westlichen Ländern gehört man hier allerdings schon mit 58 zu den „Alten“ und damit zur 1. Impfrunde. Grund ist die völlig umgekehrte Bevölkerungspyramide. Der Großteil der Bevölkerung ist jung, es gibt relativ wenig alte Menschen. Allerdings war die Impfwilligkeit insbesondere in der „nicht gebildeten“ afrikanischen Bevölkerungsschicht zunächst sehr mäßig, wenn nicht sogar widerständlich. Beim Hinterfragen im lokalen Umfeld kamen u.a. folgende Gründe zum Vorschein: der Glaube an traditionelle Medizin –
die Spritze ist schädlich – was im Westen entwickelt wird, will man nur an uns in Afrika testen – wir sind Versuchskaninchen – warum gibt es schon nach einem Jahr einen Impfstoff für Corona, aber für HIV welches schon viel länger da ist noch nicht – das kann doch nicht sicher sein.  Erschwerend kam hinzu, dass der Verband der katholischen Ärzte Kenias öffentlich in der Zeitung dazu aufrief, sich nicht impfen zu lassen, da der Impfstoff vom Teufel gesandt ist. Man kann sich, in einer Gesellschaft wo für den Großteil die letzte Hoffnung der Glaube ist, die Konsequenzen vorstellen.

Neben der öffentlichen Impfkampagne gab es dann schnell auf dem Privatmarkt einen Impfstoff, der unabhängig von der Alters- und Berufs-Kategorisierung für all jene zugänglich war, die es sich leisten konnten. Beide Impfungen mit dem Russischen Stoff Sputnik wurden für 150$ vermarktet. Ein vermeintlich lukratives Geschäft für ein Produkt das weniger als 10$ in der Herstellung kostet. Ich selber zögerte nicht lange und nutzte sofort die Chance. Als eine der Ersten von ca. nur 600 in Kenia ließ ich mich mit Sputnik impfen. Was für ein Glück ich hatte, denn schon nach wenigen Tagen wurde der Privat-Sektor mit dem Impfen von Sputnik von der Regierung gestoppt. Alle Erst-Geimpften wurden zum Glück noch durchgeimpft. Trotzdem dürfen wir nicht klagen. Alle Impfungen werden zentral beim Gesundheitsministerium online registriert. Jeder Geimpfte bekommt eine SMS mit Chargennummer, dem 1. Impf- und dem Nachimpfdatum. Im sogenannten „Chanjo“ System kann man online seinen Status ablesen und sein Impfzertifikat herunterladen. Weltklasse!
Stichwort Entasekera:

Mein letzter 2-Tages-Besuch zeigte sich durchaus positiv. Aufgrund der immer noch relativen Abgelegenheit des Gebietes zeigt sich die Coronaverbreitung hier relativ gering und das obwohl die Bezirkshauptstadt Narok – welche von vielen Touristen auf dem Weg in die Maasai Mara durchquert wird – ein Hotspot ist. In der Tat gibt es in Entasekera zur Zeit keinen positiven Fall. Getestet wird im Spital von unserem Labortechniker Ambros.

Durch den Lockdown in Kenia waren die Schulen fast ein ganzes Jahr lang geschlossen. Viele Schulen in Kenia sind Internate. Die Schließung bedeutete, dass die Kinder während dieser Zeit komplett zu Hause waren. In den ländlichen Gebieten gibt es kein gutes Internet und somit auch keinen Fernunterricht. Mädchen und Jungen waren hierdurch gleichermaßen gefährdet. Mädchen werden zu Hause schneller missbraucht, nicht selten von Familienmitgliedern. In der Tat ist die Zahl der Teenager-Schwangerschaften landesweit deutlich gestiegen. Außerdem werden sie schneller verheiratet. Jungen, die zu Hause wenig gefordert sind und keiner Schulaufsicht unterliegen, vergreifen sich an Drogen und Alkohol. „Für mich war dies eine schwierige Zeit. Ich bin im ganzen Loita-Gebiet unterwegs gewesen und habe Beratung und Hilfestellung für Kinder und Eltern gegeben“  erzählt Dan, der Leiter des Schulungszentrums in Entasekera. Dies verdeutlicht, wie wichtig kontinuierliche Aufklärungsprogramme und Trainings für Jugendliche,  Frauen und vor allem auch für Männer sind.

Zwar ist Schulausbildung in Kenia offiziell kostenlos, dennoch verlangen Schulen immer eine Gebühr für diverse Leistungen. Diese wurden von den Eltern nun schon für 2020 im Vorfeld gezahlt, und auf eine Rückzahlung aufgrund der Schließung zu hoffen ist hier aussichtslos. Im Jahr 2021 wurden alle erneut zur Zahlung aufgefordert, obwohl das Jahr theoretisch wiederholt wird. Man zahlt also im Prinzip doppelt. Ein schwerer Schlag für viele Maasai, die traditionell sehr kinderreich sind, in einer Zeit in der zudem auch die Einkommensquellen von Covid negative beeinflusst sind.“

Noch während der Fertigstellung dieses Beitrages erreichte uns die sehr sehr traurige Nachricht, dass Ing. Ludwig Mülleder aus Bad
Leonfelden in Oberösterreich völlig unerwartet verstorben ist. Ludwig war ein jahrelanger treuer Mitstreiter von Maria und hat nach ihrem Tod sozusagen über Nacht all ihre organisatorischen Aufgaben übernommen und damit einen  reibungslosen Fortbesta
nd gesichert. Genaueres werden wir in der nächsten Ausgabe berichten. P.K.