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Category: Story

12. Juni 2011 – Dr. Maria Schiestl aus Entasekera – Teil 2: Es hätte ein Osterbrief werden sollen …

… doch nun wird es wohl ein Pfingstbrief. Um „Geschichten“ zu schreiben, muss man die nötige Ruhe haben, um die Gedanken zu ordnen und auf Papier bringen zu können. Beides war mir bis jetzt nicht so recht gelungen.

Anfang Mai haben wir wieder einen Frauen Empowerment Workshop abgehalten. 34 Frauen sind unserer Einladung gefolgt. Emily und Jennifer, wie immer in Hochform, und unser Team haben die Woche zu einem unvergesslichen Ereignis für die Teilnehmerinnen gemacht. Und am Muttertag, dem 8. Mai, haben wir allen 161 Teilnehmerinnen des letzten Jahres und den Frauen des Maikurses ein Fest bereitet und ihnen ein Teilnahme-Diplom überreicht. Es war ein rauschendes, farbenprächtiges Fest, zu dem alle gekommen sind. Viele Männer haben ihre Frauen begleitet und waren sichtlich stolz auf sie.

Es beginnt sich etwas zu bewegen in den Herzen der Menschen. Die traditionelle Bürde der Frauen, die Festhaltung an gefährlichen Praktiken wie FGM, die Zwangsverheiratungen der Mädchen werden nun offen diskutiert, es wird nach neuen Lösungen gesucht und in einzelnen Fällen sogar schon umgesetzt.

Wir hatten zum Fest auch eine Kuh geschlachtet, Berge von Kartoffeln, Reis und Gemüse gekocht, und am Ende des Tages hatten etwa 500 Teilnehmer/innen ein ausgiebiges Mahl zu sich genommen. Der Frauen-/ Muttertag wird noch lange nachklingen und Anlass geben für viele Geschichten. Es sind aufrichtige, ernsthafte, schöne Geschichten, die Dank eurer Hilfe weitergehen werden.

Zum 100. Internationalen Frauentag erschien in der Tiroler Tageszeitung und in der Welt der Frau ein Artikel über die Frauenkurse in Loita, in denen das Health & Education Centre in Entasekera mit keinem Wort erwähnt wird und in dem die Maasai als frauenverachtend bezeichnet werden. Diese Artikel haben viele verunsichert und ich habe unzählige Mails bekommen, deshalb möchte ich kurz dazu Stellung nehmen.

Die erwähnte Tiroler Juristin arbeitet für die Organisation ACA in Nairobi und nicht in Loita. ACA hat mich im März 2009 mit den Frauenaktivistinnen Jennifer und Emily bekannt gemacht, die seitdem diese Kurse bei uns abhalten. Die Aktion SeiSoFrei hat zwischen August 2009 und Feber 2010 über ACA die Frauenseminare in Entasekera mit einem Beitrag für vier Kurse unterstützt. Alle anderen Workshops davor und danach wurden über die STERNTALER finanziert. Die Kursleiterinnen für die Frauen-Rechtsthemen sind Emily und Jennifer und die medizinischen Themen wie Tuberkulose, HIV/Aids, FGM, Geschlechtskrankheiten, Hygiene, Ernährung, Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit, usw. werden von meinen Mitarbeitern und mir vorgetragen und nicht von ACA Mitarbeitern oder der Tiroler Juristin. Nach dem Frauentag im März 2010 ist ACA abgezogen und wir haben nichts mehr von ihnen gehört oder gesehen.

Die Maasai generell als frauenverachtend zu bezeichnen, und das in einem europäischen Medium, ist journalistischer Humbug. Häusliche Gewalt gab und gibt es auch in Österreich. Sind unsere Männer deshalb frauenverachtend? Wenn man etwas zu Papier bringt, sollte man immer vorsichtig sein, wie man die Dinge formuliert. Die Maasai verachten ihre Frauen nicht. Es sind vielmehr die Tradition und kulturellen Praktiken, die mit unseren europäischen Augen betrachtet diesen Anschein erwecken. Der Großteil der Männer liebt und achtet ihre Frauen, im Kontext ihrer Kultur und Tradition.

Solche Artikel erzeugen leider nur Vorurteile und tragen nicht zur Völkerverständigung bei. Und es ist schade, dass solche reißerischen Artikel in unseren Zeitungen Platz finden, vor allem wenn sich die Betroffenen nicht zu Wort melden können. Ich kann nur sagen, die Autorin und die Juristin haben nichts, rein gar nichts verstanden. Aber das ist eine andere Geschichte!

Eigentlich sollte jetzt Regenzeit sein, doch es sind immer nur vereinzelte Schauer, die in manchen Gegenden sintflutartig verlaufen. Doch diese genügen nicht, um den Mais und den Weizen wachsen und reifen zu lassen. Viele Äcker sind bereits verdorrt. Die Angst vor einer erneuten großen Dürre geht um. Und so ist das Gebet „unser tägliches Brot gib uns heute“ oft auf unseren Lippen.

Seit Mitte April ist Ludwig Mülleder, der Solar und Photo-Voltaic Spezialist bei uns, um die Stromversorgung weiter auszubauen. Er ist ein Allround Techniker, und so wird zusätzlich auch schön langsam alles Technische wieder auf Vordermann gebracht. Auch Robert, unser „Wartungsmann“ profitiert von seinem Können und lernt täglich etwas dazu. Ein wahrer Segen für uns alle und das Health Centre. Ludwig ist kein Mann der großen Worte, mehr ein Mann der Tat. Die Maasai nennen ihn Ologera, „der stille Mann“. Die Geschichte von Ologera, der uns das Licht gebracht hat ist in aller Munde. Danke, lieber Ludwig, für deinen selbstlosen Einsatz und die große Licht-Spende.

Zum Abschluss möchte ich allen, die uns über die STERNTALER tatkräftig unterstützen ein ganz großes Vergelt’s Gott sagen. Tausend Dank aber auch an euch alle, die mit Wohlwollen und im Gebet an uns denken. Es sind die guten Kräfte, die uns tragen und beschützen, und die uns die Kraft und Freude schenken, jeden Tag erneut einen kleinen Schritt in eine bessere Zukunft weiterzugehen.

Eure Daktari Maria mit Team

Die Zillertaler Zeitung möchte mit Hilfe aller Leserinnen und Leser und vielen anderen guten Geistern wie Firmen, Vereinen, Gemeinden und Institutionen mit der Aktion „Sterntaler“ Frau Dr. Maria Schiestl bei ihren Vorhaben unterstützen. Machen Sie mit: 1 Euro = 1 Sterntaler, Spendenkonto Zillertaler Sterntaler, Raiffeisenbank Hippach IBAN: AT26 3624 1000 0005 3876, BIC: RZTIAT AT22 241