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Category: Story

Vorsorge und Hoffnung durch die Aktion „Sterntaler“ Dürre: Hunger wird gemacht

Das Gebiet von Loita ist geprägt durch den großen Urwald (etwa 350km² groß), mit vielen Ausläufern in die Täler zwischen den Hügeln und auf die südseitigen Hänge, dazwischen weites Grasland, Baumsteppe, Buschland und Halbwüste in den tiefer gelegenen Ebenen. Die Maasai ziehen in einem genau geregelten “Wanderzirkel” von Weide zu Weide. Man spricht von “summer-grazing” und “winter-grazing” und das Ausmaß an Gras, Weide und Wasserstellen hängt natürlich vom Regen ab. Die große Regenzeit zwischen März und Juni sollte genug Gras wachsen lassen, damit alle Rinder, Schafe und Ziegen die Zeit bis zur kurzen Regenzeit im Oktober gut überstehen können und genug Milch geben für den täglichen Gebrauch.

Die globale Klimaveränderung hat natürlich auch Einfluss auf die Regenzeiten und dadurch auf die Lebensgrundlage der Wanderhirten. Die Dürrephasen werden immer ausgedehnter und wiederholen sich in immer kürzeren Abständen. Das Ökosystem im Maasailand ist sehr fragil. Durch die ständige Übergrasung (Weideland wird immer knapper, da fruchtbares Ackerland durch die Ackerbauern anderer Volksgruppen in Besitz genommen wird und die Maasai dadurch immer mehr in die se­­miariden Zonen gedrängt werden), die vulkanische Beschaffenheit des Bodens und die dünne Humusschichte, ist ein Ausbleiben einer der Regenzeiten bereits eine Katastrophe. Und wie jedesmal (wahrscheinlich seit Hunderten von Jahren) wiederholt sich auch das gleiche Szenario. Die Männer und Burschen machen mit ihren Herden ausgedehnte Wanderungen auf der Suche nach Weide und Wasser, in der Hoffnung, dass der Regen in anderen Gebieten doch ausgiebiger war. Alte Menschen, Frauen und Kinder bleiben zurück.

Fernab der TV Kanäle und der weltweiten Berichterstattung gibt es fast jedes Jahr im Maasailand und in den ariden Gebieten des Landes die Hungerphasen. Die Wanderhirten haben damit zu leben gelernt, es wird einfach der Gürtel enger geschnallt, die täglichen Mahlzeiten genau portioniert, durch den Verkauf von Schafen und Ziegen werden Lebensmittel wie Maismehl zugekauft, chronische Unterernährung von Frauen und Kindern sind an der Tagesordnung. Doch niemand spricht davon, weil offensichtlich die Menschen gelernt haben, damit umzugehen.

Erst wenn eine Hungerkatastrophe mit den Ausmaßen der jetzigen auftritt, wo Millionen von Menschen betroffen sind, erfährt die übrige Welt davon. Es ist erschreckend, wie kurzsichtig wir Menschen doch sind. Ein solches Massensterben wäre nicht notwendig, würden die verantwortlichen Staaten und die internationale Gemeinschaft früher auf die lange vorhersehbare Katastrophe reagieren. Muss es erst sein, dass Millionen davon betroffen sind, um berichterstattenswert zu werden? Die Hintergünde: Mechanismen der Armut und des Hungers, Unsicherheit, Kriege, ausbeuterische Handels- und Agrarpolitik, Exportdumping durch entwicklungsschädigende Agrarsubventionen in den reichen Ländern, mangelnde Konzepte für eine nachhaltige ländliche Entwicklung in den betroffenen Ländern, mangelnde Bereitschaft zum globalen Umweltschutz, sind hinlänglich bekannt und werden immer dann diskutiert, wenn die Katastrophe wieder einmal irgendwo zugeschlagen hat. Hunger wird gemacht.

Der UN-Chef Ban Ki-moon hat bereits 2008 (als sich eben diese Hungersnot begonnen hat abzuzeich­nen) beim Welternährungsgipfel in Rom gesagt: “Es gibt für Menschen nichts Entwürdigenderes als Hunger, der von Menschenhand gemacht ist. Wir wissen, dass wir den Planeten mit Essen versorgen könnten. Dennoch sterben täglich 25.000 Menschen an Mangelernährung.” Und trotzdem hat man zugewartet bis zum Jahr 2011.

Von der derzeitigen Katastrophe im Norden des Landes dringen nur wenige Nachrichten nach Loita. Bilder und Berichte wie ihr sie täglich präsentiert bekommt, erreichen uns nicht. Es gibt kein Fernsehen, keine Zeitungen, und wenn, wer könnte die Nachrichten schon lesen? Es ist zwar sehr trocken hier, vereinzelt hat es aber Regenschauer gegeben, noch gibt es genügend Weide in der Nähe des Urwaldes, und die große Hoffnung auf ausgiebigen Regen ist immer präsent, der Gürtel ist eh schon enger geschnallt, wir haben gelernt, damit umzugehen!!!

Was wir jedoch alle massiv spüren, (auch wir im Health Centre) sind die rekordverdächtigen Nahrungsmittelpreise für Grundnahrungsmittel wie Maismehl, Kartoffel, Gemüse, Zucker usw. An der derzeitigen Hungerkatastrophe am Horn von Afrika profitieren vor allem die Händler und Zwischenhändler, der Weltmarkt, die Agrarindustrie. Die nächsten Opfer werden die Menschen sein, die sich die teuren Nahrungsmittel nicht mehr leisten können.

Und so ist das Health Centre in Entasekera gerade in diesen schweren Zeiten wieder einmal ein Hoffnungsträger für viele. Wir können zwar keine großangelegten Nahrungsmittelverteilungen organisieren, doch durch Arbeitsbeschaffung, diverse Aktionen, Kurse, “Food for Work”, Ernährungsprogramme für chronisch Kranke, Schwangere und Kleinkinder, Stärkung der Frauen, Einkauf von lokalen Nahrungsmitteln (Ziegen, Milch, Gemüse) für unsere Workshops, das Ausbildungsprogram für medizinisches Personal, Bewusstseinsbildung in vielen Bereichen, leistbare Gesundheitsversorgung, tragen wir indirekt dazu bei, dass die Auswirkungen der Hungerphasen nicht so gravierend sind. All dies ist nur durch die Sterntaler Aktion möglich geworden und nicht nur ein “Tropfen auf den heißen Stein”.

Dank eurer Hilfe haben wir in den letzten Wochen und Monaten fernab der deprimierenden Medienberichte aus dem übrigen Kenya viele positive Meilensteine und Signale setzen können, die für die Menschen in Loita wichtig und “not-wendend” sind. Der freiwillige Einsatz der spanischen Zahnärzte war ein voller Erfolg, hätten nicht die Mäuse wieder einmal am vorletzten Tag alle Kabel des Zahnstuhles durchgeknabbert. Diese kleinen Nager scheinen auch an Nahrungsmittelknappheit zu leiden!!

Die monatlichen Frauenworkshops mit Jennipher und Emily sind aus der “Kulturlandschaft” von Loita nicht mehr wegzudenken. Die positiven Veränderungen sind überall spürbar. Die Frauen und Kinder spüren den Klimawandel am stärksten. Doch durch neues Wissen werden sie gestärkt und können dadurch einen Beitrag leisten zur Verbesserung in ihren Familien, weil sie sich trauen, Entscheidungen mitzutragen und nicht mehr von der Willkür der Männer abhängig sind.

Auch die derzeitige Trachom Aktion gibt vielen jungen Menschen, die wir zu Dorfgesundheitshelfern ausgebildet haben die Möglichkeit, durch ihre Einsätze einen kleinen Betrag zu verdienen, der ihnen helfen soll etwas zu schaffen, um die Spirale der Armut zu überwinden. In Dreiergruppen ziehen über 100 dieser freiwilligen Helfer von Haus zu Haus, verteilen das Antibiotikum und geben Lektionen über Hygiene und der Wichtigkeit des “Gesichtwaschens”. Da es sehr trocken und die Fliegenplage erträglich ist, hoffen wir auf guten Erfolg der Therapie.

Während ich diese Zeilen schreibe, türmen sich Gewitterwolken auf, fernes Donnerrollen, Wetterleuchten, Hoffnung auf Regen.
Vergelt’s Gott euch allen für die vielen Zeichen der Hoffnung durch die Sterntaler, die uns helfen, eine Katastrophe wie am Horn von Afrika, Tausende von Kilometern von uns entfernt und doch so nahe, zu verhindern.

Eure Daktari Maria mit Team

Die Zillertaler Zeitung möchte mit Hilfe aller Leserinnen und Leser und vielen anderen guten Geistern wie Firmen, Vereinen, Gemeinden und Institutionen mit der Aktion „Sterntaler“ Frau Dr. Maria Schiestl bei ihren Vorhaben unterstützen.
Machen Sie mit: 1 Euro = 1 Sterntaler, Spendenkonto Zillertaler Sterntaler, Raiffeisenbank Hippach

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